Leo XIII.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Papst Leo XIII. (1878)
Leo XIII.

Leo XIII. (* 2. März 1810 in Carpineto Romano als Vincenzo Gioacchino Pecci; † 20. Juli 1903 in Rom) war von 1878 bis 1903 der 256. Papst der römisch-katholischen Kirche.

Leo XIII. ist als politischer Papst in die Geschichte eingegangen. Die von vielen gefürchtete Dogmenhäufung nach der Unfehlbarkeitserklärung aus dem Jahre 1870 unter Pius IX. blieb aus. Wohl aber kann man Leo XIII. den ersten Enzyklikenpapst nennen; er verfasste 86 dieser päpstlichen Rundschreiben (deren erstes auf Benedikt XIV. zurückgeht), darunter sieben zur Marienverehrung. Sein Ziel war es, die Kirche aus ihrer selbstgewählten Isolation gegenüber den neuzeitlichen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen herauszuführen, jedoch war er von der Notwendigkeit einer „zeitlichen Macht“ (Kirchenstaat) des Papstes überzeugt. Einerseits orientierte er sich an der hochmittelalterlichen Ordnung von Kirche und Staat, andererseits verfasste er die erste Sozialenzyklika der römisch-katholischen Kirche und wertete damit die katholische Soziallehre auf. Wegen seiner Anteilnahme an sozialen Fragen wurde er mit dem Attribut „Arbeiterpapst“ und dem Beinamen „der Soziale“ bekannt.

Leo XIII. starb am 20. Juli 1903 in Rom im Alter von 93 Jahren. Kein Papst wurde je älter, nur Benedikt XVI., der jedoch noch vor der Vollendung des 86. Lebensjahres auf das päpstliche Amt verzichtet hatte.[1]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vincenzo Gioacchino Pecci entstammte dem niederen Landadel. Vertreter der Familie standen bereits unter den Päpsten Benedikt XIV. bis Pius VII. in kirchlichen Diensten. Sein Vater Ludovico Pecci war Kriegskommissar und Oberst.

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits als Junge galt er als hochbegabt und entwickelte eine Vorliebe für das Lateinische. Von 1818 bis 1824 ging er am Jesuitenkolleg in Viterbo zur Schule, von 1824 bis 1832 folgte das Theologiestudium am Collegium Romanum. Die Ausbildung für den päpstlichen Verwaltungs- und Diplomatendienst an der Accademia dei Nobili Ecclesiastici in Rom dauerte von 1832 bis 1837.[2] Pecci promovierte 1835 zum Doktor beider Rechte (Dr. iur. utr.).

Am 31. Dezember 1837 empfing der Kirchenjurist und Theologe durch Kardinalvikar Carlo Odescalchi die Priesterweihe. Bereits von 1838 bis 1841 war er päpstlicher Gesandter in Benevento, danach im gleichen Rang in Perugia.

Bischof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1843 ernannte ihn Papst Gregor XVI. zum Titularerzbischof von Tamiathis und sandte ihn als Nuntius nach Belgien, von wo er allerdings auf Wunsch des Königs wieder abberufen wurde. Von 1846 bis 1878 war er Bischof von Perugia, wo er den Dom im neugotischen Stil umgestalten ließ. Am 19. Dezember 1853 wurde er von Papst Pius IX. zum Kardinal mit der Titelkirche San Crisogono erhoben. Er vertrat dort zunächst eine streng konservative und wissenschaftsfeindliche Linie. Zur Stärkung der Traditionen sollte seine Reform des Theologiestudiums dienen.

In der Umbruchsphase der Loslösung Umbriens vom Kirchenstaat (1860) war Pecci Anführer der Bischöfe gegen das italienische Staatskirchentum. In dieser Zeit musste sich Kardinal Pecci im Jahr 1862 vor Gericht „wegen Aufreizung zur Verachtung der bestehenden Staatsordnung“ (Verwarnung von drei Priestern) verantworten. Der Vorladung hatte er aber nicht Folge geleistet, sondern eine Denkschrift verfasst, in welcher er seine Rechte und Pflichten als Kardinal darlegte. Die Klage wurde daraufhin abgewiesen und hatte in der Folge auch keine Auswirkungen auf seinen weiteren Werdegang.[3]

Wappen von Gioacchino Vicenzo Pecci als Camerlengo während der Sedisvakanz 1878

Mitte der 1870er-Jahre öffnete er sich allmählich gegenüber der modernen Kultur und Technik. Nach dem Tod des bisherigen Camerlengos Filippo de Angelis wurde er 1877 zum Nachfolger ernannt. In dieser Funktion führte Kardinal Pecci die Amtsgeschäfte während der Sedisvakanz im Jahr 1878. Er wurde als Kandidat der Gemäßigten am 20. Februar nach zweitägigem Konklave, dem ersten in der Sixtinischen Kapelle, zum Nachfolger von Pius IX. gewählt.

Pontifikat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Papst Leo XIII. nach seiner Krönung
Karikatur von Wilhelm Scholz zur Beendigung des Kulturkampfes. Papst und Reichskanzler fordern sich gegenseitig zum Fußkuss auf. „Pontifex: Nun bitte, genieren Sie sich nicht! Kanzler: Bitte gleichfalls!“ Im Hintergrund beobachtet Ludwig Windthorst das Geschehen.[4]

Die Krönung Papst Leos erfolgte am 3. März 1878 in der Sixtinischen Kapelle. Seine angegriffene Gesundheit ließ ein eher kurzes Übergangspontifikat erwarten.

Seine Wahl des Papstnamens Leo war ein Zeichen der Verehrung für Leo XII. und dessen persönliche Tugenden, aber auch ein Signal für den von ihm angestrebten Wandel in der Stellung des Papsttums.

Der Münzgraveur Max von Kawaczynski schuf für das 25-jährige Papstjubiläum 1903 eine künstlerische Medaille mit dem Porträt Leo XIII.[5], das er bereits „zum Ablassjahr 1900“ für eine Zinnmedaille im deutschsprachigen Raum entworfen hatte.[6]

Restauratives Programm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ohne einschneidend mit der Politik seiner Vorgänger zu brechen, erstrebte er als Antwort auf die Nöte seiner Zeit die Restauration der von ihm als vorbildlich erachteten hochmittelalterlichen Ordnung von Kirche und Staat. Dabei stand die Reform des Theologiestudiums mit ihrer Orientierung an Thomas von Aquin an erster Stelle. Sein persönliches Vorbild war Innozenz III. (1198–1216); 1891 ließ er dessen Leichnam nach Rom überführen und ihn in San Giovanni in Laterano beisetzen.

Die Hinwendung zum Mittelalter fand ihren symbolischen Ausdruck im Kirchenbau jener Zeit; vornehmlich wurden neogotische Gotteshäuser errichtet. Dieses eher rückwärts gewandte Programm Leos XIII. war insofern zum Scheitern verurteilt, als er die unwiderruflichen Folgen des gesellschaftlichen Wandels im 19. Jahrhundert nicht beachtete. Mit einer Negation der Europäischen Revolutionen von 1848/49 seien ihre Folgen nicht aus der Welt zu schaffen. Das nachrevolutionäre Europa verurteilte außerdem seine Konzeption eines universalen Papsttums mit geistlichem Führungsanspruch.

Stärkung der Katholischen Soziallehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die berühmte Enzyklika Rerum Novarum (dt.: Geist der Neuerung) 1891 begründete den Ruf Leos des Dreizehnten als „Arbeiterpapst“. Er prangerte die Ausbeutung der Arbeiter an und wies auf ihre Verelendung infolge der Industrialisierung hin. Zudem beschrieb er deren negative Auswirkungen auf Wirtschaft und Staat und zeigte einen Weg zur Besserung der Verhältnisse auf. Gleichzeitig wandte er sich gegen den Sozialismus als Ausweg aus der Misere und befürwortete das Privateigentum. Der Papst entwickelte mit dieser Enzyklika eine Lehre von der menschlichen Person und ihren Rechten, von der Ordnung der Wirtschaft, von der Koalitionsfreiheit der Arbeiter und der sozialen Verpflichtung des Staates. Arbeitsschutz sei eine staatliche Aufgabe, ebenso der gesetzliche Rahmen für die Arbeiterrechte. Seitdem kann man von einer lehramtlich fundierten kirchlichen Soziallehre sprechen. Diese Enzyklika wird als die „Mutter aller Sozialenzykliken“ betrachtet; die nachfolgenden Päpste bezogen sich darauf mit „Fortentwicklungsenzykliken“. Laut André Habisch, Professor für Wirtschafts- und Sozialethik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, ist die Enzyklika bis in die Gegenwart prägend für die deutsche Wirtschaftsordnung.[7]

Verhältnis zu anderen Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Auseinandersetzung mit dem italienischen Staat untersagte der Papst den Katholiken die parlamentarische Mitwirkung. Durch Zugeständnisse an Otto von Bismarck (gegen den Willen der Zentrumspartei) beendete Leo XIII. den Kulturkampf. Er forderte die französischen Katholiken zum Frieden mit der Republik auf, denn er wollte seine Kräfte auf die Auseinandersetzung mit Italien konzentrieren, was letztlich scheiterte.

Bei der Beilegung der Streitigkeiten mit der Schweiz und den lateinamerikanischen Staaten war er erfolgreicher. Er knüpfte engere Kontakte zu Russland und den Vereinigten Staaten, die Beziehungen zu England und Spanien verbesserten sich. Die Vermittlung im Konflikt um die Karolinen (1885), ein geschickter taktischer Zug Bismarcks, wertete zusätzlich die internationale Stellung des Papsttums auf. Das von ihm angestrebte Maß von politischer Mitsprache und Einflussnahme konnte er jedoch nicht erreichen. Auch die Teilnahme an der Haager Friedenskonferenz von 1899 kam nicht zustande.

In der am 16. Februar 1892 veröffentlichten Enzyklika Au milieu des sollicitudes anerkannte Leo XIII. die Dritte Französische Republik und ließ den französischen Katholiken die Wahl, welche Regierungsform sie unterstützen. Er begründete dies unter anderem damit, dass für ihn unabhängig von politischen Systemen Religion allein soziale Bindungen schaffen könne, was zur Bewahrung des Friedens einer Nation reiche.[8]

Verhältnis zu anderen Kirchen (Ökumene)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Engagement für eine Beendigung der Schismen zu den Orthodoxen Kirchen und zu den Anglikanern hatte keinen Erfolg, da er von ihnen forderte, dass sie seinen Primat anerkennen und die Anglikaner ihre Weiheriten für ungültig erklären sollten.

Leo XIII. forderte mit dem Apostolischen Schreiben Orientalium dignitas (1894) von den anderen Kirchen, dass sie sich in der Frage des Primates dem Papst unterwerfen sollten.

Die päpstliche Bulle Apostolicae curae erklärt die Weihe von Diakonen, Bischöfen und Priestern in den Anglikanischen Kirchen (einschließlich der Church of England) für ungültig. Gleichzeitig erkannte er die Weihen der orthodoxen und orientalischen Kirchen an. Zudem verurteilte er die Freimaurerei.

Verhältnis zu den Ortskirchen und zur Weltmission[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bewusstsein der universalen Stellung des Papsttums verstärkte Leo XIII. den römischen Zentralismus. Die Bischöfe erhielten häufig genaue Instruktionen, und päpstliche Interventionen in den einzelnen Ländern wurden immer häufiger. Dazu wurde die Stellung der Nuntien gegenüber den Bischöfen gestärkt. Auch die zunehmenden Pilgerfahrten nach Rom und Reformen in der Organisationsstruktur der Orden (z. B. bei den Benediktinern und Franziskanern) dienten zur Verstärkung der Bindungen von Klerus und Laien an den Heiligen Stuhl.

Unter Leo XIII. wurde die Weltmission auf eine neue organisatorische Grundlage gestellt und ausgeweitet. Es gab gleichsam einen Globalisierungsschub bei den kirchlichen Strukturen: 48 Apostolische Vikariate und 248 Diözesen wurden neu errichtet.

Verhältnis zur Theologie und zur Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Papst unterstützte die historische Forschung und öffnete 1881 das Vatikanische Archiv für Gelehrte aller Konfessionen. 1891 gründete er die vatikanische Sternwarte Specola Vaticana in der päpstlichen Sommerresidenz von Castel Gandolfo, die einzige naturwissenschaftliche Forschungseinrichtung des Vatikans. In der Enzyklika Providentissimus Deus (1893) ermutigte Papst Leo zum Bibelstudium und warnte gleichzeitig vor rationalistischen Interpretationen, die die Inspiration der Heiligen Schrift leugneten.

1897 approbierte Leo XIII. außerdem die Gründung der Catholic University of America in Washington, D.C. Im apostolischen Brief Testem Benevolentiae (1899) verurteilte er die Häresie des Amerikanismus, einer theologischen Reformbewegung in den Vereinigten Staaten von Amerika, da diese den Katholiken in den USA eine Anpassung an die Zivilreligion der US-amerikanischen Kultur vermitteln wollte. Diese Reformbewegung war aus päpstlicher Sicht zu liberal, da sie die Bedeutung von Glaubensinhalten zugunsten praktischen Verhaltens vernachlässige.

Leos Grab in San Giovanni in Laterano

Verhältnis zur Freimaurerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 20. April 1884 veröffentlichte Papst Leo XIII. die Enzyklika Humanum genus, der zufolge die Menschheit aus zwei gegnerischen Gruppen besteht; die eine kämpfe für Wahrheit und Tugend, die andere für Lüge und Laster. Die eine entspreche dem Reich Gottes auf Erden, der Kirche Jesu Christi, die andere dem Königreich Satans, das durch die Freimaurerei geleitet oder gefördert werde. Spätere von ihm verfasste Schriften gegen die Freimaurerei waren Dall’alto dell’Apostolico Seggio, Custodi di quella fede und Inimica vis.

Franziskanischer Dritter Orden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1872 wurde Leo XIII. Tertiar im franziskanischen Dritten Orden. Er förderte diese Gemeinschaft und approbierte 1883 deren neue Statuten durch die apostolische Konstitution Misericors Dei Filius, weil er im Dritten Orden ein Mittel zur Wiederverchristlichung der Menschen und zur Lösung der Sozialen Frage sah.[9]

Herz-Jesu-Verehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leo XIII. förderte die Verehrung des Herzens Jesu, dem er am 11. Juni 1899 die gesamte Menschheit weihte. Er erläuterte diese Weihe in seiner Enzyklika Annum sacrum (Heiliges Jahr, bezogen auf das bevorstehende Jahr 1900).

Marienfrömmigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leo XIII. betonte die Mittlerfunktion Marias und förderte insbesondere den Rosenkranz, dem er sieben Enzykliken widmete. „Gnade und Wahrheit (kämen) durch Jesus Christus“.(Joh 1,17 EU) Nur durch Maria würden „die Gnaden aus diesem Schatz“ uns verliehen. Niemand könne „zum Vater im Himmel kommen als durch den Sohn“. Er fuhr fort: „so ähnlich kann niemand zu Christus kommen als durch seine Mutter.“[10] Hauptmotiv der Marienfrömmigkeit sei, dass Gläubige sich an Maria wendeten, weil sie „Gottes Gerechtigkeit“ fürchteten, denn Maria als „die Mutter des allmächtigen Gottes“ sei „ganz gütig, nachsichtig und barmherzig“. Jeder Gläubige solle die „Marienverehrung zu seiner liebsten und teuersten Angelegenheit machen“.[11]

Mit der Marienverehrung Leos XIII. setzte sich der baptistische Theologe Franz Graf-Stuhlhofer auseinander und äußerte Bedenken gegen das Gottesbild: „Hier wird Gott als zwar streng, aber glücklicherweise von der ihm zur Seite stehenden Maria leicht beeinflussbar dargestellt.“ Außerdem erscheine Maria „als die eigentliche Mittlerin zwischen Gott und den Menschen“. Es entstehe der Eindruck, wir „sollen uns an Maria wenden, die unsere Anliegen an Gott weiterleitet.“[12]

Tod, Organentnahme und Grab[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leo XIII. (deutschsprachiges Sterbebildchen)

Leo XIII. wurden nach seinem Tode als bisher letztem Papst sämtliche Organe entnommen. Sein Nachfolger, Pius X. (1903–1914), wünschte dies ausdrücklich nicht. Seitdem ist diese Praxis nicht mehr gängig. Allerdings flammte die Diskussion 2005 wieder auf, als Polen das Herz des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. begehrte. Das Kardinalskollegium blieb bei der von Pius X. getroffenen Entscheidung und lehnte derartige Wünsche ab. Die Entnahme von Organen ist somit erst nach einer Kanonisation möglich. Diese werden dann als Reliquien verehrt.

Leo XIII. wurde zunächst im Petersdom bestattet. Sein heutiges Grab liegt in der Basilika San Giovanni in Laterano.[13]

Enzykliken und Apostolische Rundschreiben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 86 leoninischen Enzykliken und weitere apostolische Schreiben im chronologischen Überblick:

Philip Alexius de László: Porträt von Papst Leo XIII, 1900

Heilig- und Seligsprechungen, Kirchenlehrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seligsprechungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Papst Leo XIII. hat folgende Personen seliggesprochen:

Heiligsprechungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Personen wurden von ihm heiliggesprochen:

Ernennungen zum Kirchenlehrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cyrill von Alexandrien wurde 1882 von Papst Leo XIII. zum Kirchenlehrer ernannt, 1890 folgte Johannes von Damaskus, den er außerdem zum Patron der Theologiestudenten des Ostens ausrief. Und 1893 erhob er auch Cyrill von Jerusalem zum Kirchenlehrer.

Bonaventura wurde von Papst Leo XIII. als „Fürst aller Mystiker“ bezeichnet.

Leo XIII. im 1896, Standbild aus dem Film „Sua Santitá Papa Leone XIII“ von Vittorio Calcina[14]
Wappen Leos XIII.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen des Papstes ist das Stammwappen der Familie Pecci: In Blau eine schlanke grüne Zypresse, darüber ein silberner Querbalken; die Zypresse unter dem Balken begleitet von zwei silbernen Lilien, über dem Balken rechts (= optisch links) ein goldener Stern mit Schweif. Der Baum wächst in zeitgenössischen Wappenzeichnungen meist aus einem grünen oder auch erdfarbenen Schildfuß. Manche Darstellungen des Wappens sind von einem Schriftband mit dem Wahlspruch „Lumen de coelo“ (Licht vom Himmel) begleitet. Frühere Darstellungen des Familienwappens zeigen den Querbalken abweichend nicht über den gesamten Schild gelegt, sondern hinter dem Baum.[15]

Der Papst ist Nachfolger des Apostels Petrus und Bischof von Rom. Hier ist Leo XIII. am Steuerruder der Kirche Gottes. Nach einem Gemälde des Kunstmalers Friedrich Stummel in der Wallfahrtskirche von Kevelaer.[16]

Varia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Papst Leo XIII. für Mariani-Wein

Leo XIII. verlieh dem Vin Mariani eine Goldmedaille und ließ sich als Testimonial auf einem Werbebild für das Getränk abbilden. Damals wusste man noch nicht, dass das Getränk den Ethylester des Benzoylecgonins enthält, der dem Methylester des Benzoylecgonins (Kokain) strukturell sehr ähnlich ist.

Leo war der erste Papst, dessen Stimme aufgenommen wurde. Es liegt eine Tonaufnahme aus dem Jahr 1884 vor, in welcher er, aus seiner Enzyklika Humanum genus vorlesend, die Freimaurerei verdammt und verurteilt.[17][18] Außerdem existiert eine 45-sekündige Aufnahme, die Giovanni Bettini mit einem Phonographen auf einer Wachsrolle aufzeichnete, in der der zu diesem Zeitpunkt 93-jährige Papst am 5. Februar 1903 – also fünf Monate vor seinem Tod – das Ave Maria betete. Man kann sie heute noch auf einer CD mit Gesängen des Kastraten Alessandro Moreschi hören.[19]

Außerdem war er der erste Papst, der mit einer Kamera gefilmt wurde, von William Kennedy Laurie Dickson. Dickson hatte die dafür benutzte Kamera selbst erfunden, die nach der Aufnahme vom Papst gesegnet wurde. Die Aufnahme existiert noch.[20]

Mit seiner Amtszeit von mehr als 25 Jahren gehört Leo XIII. zu den am längsten regierenden Päpsten.[21] Sein unmittelbarer Vorgänger, Pius IX., war mit mehr als 31 Jahren noch länger im Amt. Später hatte Johannes Paul II. eine Amtszeit von mehr als 26 Jahren.

Im Jahre 1883 wurde auf seinen Erlass hin das Vatikanische Geheimarchiv öffentlich zugänglich gemacht. Zuvor konnten nur wenige die dort vorhandenen archivalischen Quellen nutzen.

Leo XIII. ließ ab 1887 die Cappella Pecci in der Kirche Santissime Stimmate di San Francesco neu als Grablege für Familienmitglieder der Familie Pecci ausgestalten. Dort beerdigt sind seine Mutter und sein Bruder sowie später verstorbene Angehörige der Familie.

Stefan George verfasste ein Gedicht auf Leo XIII.[22] Nach Wolfgang Frommel ist dies das einzige bedeutende deutsche Gedicht auf einen Papst.[23]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Leo XIII – Album mit Bildern
Wikisource: Leo XIII. – Quellen und Volltexte
Wikisource: Leo XIII – Quellen und Volltexte (Latein)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alexander Brüggemann (KNA): Benedikt XVI. ist jetzt wohl der älteste (Ex-)Papst der Geschichte. In: katholisch.de. 2. September 2020, abgerufen am 21. September 2021.
  2. Ferdinando Procaccini di Montescaglioso: La Pontificia Accademia dei nobili ecclesiastici. Memoria storica. Befani, Rom 1889, S. 50.
  3. Papst Leo vor Gericht. In: Berliner Tageblatt, 7. November 1902.
  4. Kladderadatsch Nr. 14/15, 18. März 1878.
  5. Kawaczynski, Max von. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 20: Kaufmann–Knilling. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 38 (Textarchiv – Internet Archive).
  6. 33 mm großer Durchmesser der Medaille mit Original-Henkel; Sammlung Benutzer:Schudi 45
  7. Gerda Frey, Anja Zwittlinger-Fritz: Geld und Religion. Der Arbeiterpapst Leo XIII. Focus online und print, 16. September 2012.
  8. Text der Enzyklika Au milieu des sollicitudes auf der Website des Vatikans (französisch)
  9. Gisela Fleckenstein: Die Franziskaner im Rheinland 1875–1918 (= Franziskanische Forschungen, Heft 38). Dietrich-Coelde-Verlag, Werl 1992, S. 184.
  10. Leo XIII. im Rundschreiben Octobri mense (1891); deutsch bei Rudolf Graber (Hrsg.): Die marianischen Weltrundschreiben der Päpste in den letzten hundert Jahren. Würzburg, 2. Aufl. 1954, S. 48; die weiteren Zitate auf S. 49 f.
  11. Leo XIII. im Rundbrief Augustissimae Virginis Mariae (1897); zitiert nach Graber: Die marianischen Weltrundschreiben, 1954, S. 112.
  12. Franz Graf-Stuhlhofer: Zu Heiligen beten? Heiligenverehrung gemäß der Bibel, bei Kirchenvätern sowie in heutiger kirchlicher Praxis und Lehre. Folgen Verlag, Langerwehe 2014 (E-Book; 1. gedruckte Auflage Asslar 1988), Kap. Zu Maria beten?
  13. Leo XIII. Auf: vaticanhistory.de (Memento vom 23. Dezember 2013 im Internet Archive)
  14. Papa Leone XIII filmato Fratelli Lumière. Archivio storico della Presidenza della Repubblica, 26. Februar 1896, abgerufen am 5. Juni 2023 (italienisch).
  15. vgl. Weinand: Leo XIII, seine Zeit, sein Pontificat, und seine Erfolge. 1886, S. 210 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  16. Die katholischen Missionen. Freiburg im Breisgau, September 1903.
  17. Schätze im Tonarchiv von Radio Vatikan – So klingt Papst. In: Spiegel Online, 5. Januar 2015, abgerufen am 31. Juli 2021.
  18. Tonarchiv Radio Vatikan: Papst Leo XIII. verurteilt die Freimaurer. In: Spiegel Online, 5. Januar 2015, abgerufen am 31. Juli 2021.
  19. Alessandro Moreschi. The Last Castrato. Complete Vatican Recordings. OPAL CD 9823, 1984; 1987
  20. Levan Ramishvili: Pope Leo XIII, January 4, 1896 - First Time a Pope Appeared on Film auf YouTube, 6. Juli 2020, abgerufen am 24. Februar 2024 (Laufzeit: 1:55 min).
  21. Die Amtszeit von Simon Petrus lässt sich historisch nicht sicher bemessen.
  22. Stefan George: Leo XIII. In: Der Siebente Ring. Berlin 1907; Volltext auf Wikisource.
  23. Wolfgang Frommel: Templer und Rosenkreuz. 1943.
VorgängerAmtNachfolger
Pius IX. Papst
1878–1903
Pius X.