Hans von Nathusius

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Hans Engelhard von Nathusius (* 24. August 1841 in Hundisburg; † 22. Oktober 1903 in Dillenburg) war ein preußischer Offizier und Landstallmeister[1] in Preußen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nathusius wurde auf dem väterlichen Schloss Hundisburg geboren. Er war das dritte von fünf Kindern des Tierzüchters Hermann von Nathusius und der Luise, geb. Bartels (1810–1906).[2] Einer seiner zwei Brüder war der spätere Posener Polizeipräsident Gottlob Engelhard von Nathusius. Sein Großneffe war Simon von Nathusius, ein bedeutender Pferdezucht-Wissenschaftler an der Universität in Halle (Saale). Seine Kindheit verlebte Hans von Nathusius in Hundisburg.

Militärische Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur trat Nathusius am 1. April 1860 beim traditionsreichen Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7 in Halberstadt seinen Militärdienst an[3]. Am 19. September 1860 wurde er zum Portepee-Fähnrich ernannt. Am 8. Dezember 1861 erfolgte die Beförderung zum Sekondeleutnant. Als solcher nahm er 1864 am Krieg gegen Dänemark teil. Vom 13. Mai bis zum 6. September 1866 war er als Adjutant zum 7. Schweren Landwehr-Reiterregiment kommandiert. Mit dieser Einheit nahm er im gleichen Jahr am Krieg gegen Österreich teil.[3] Vom 30. Oktober 1866 bis zum 13. Oktober 1869 stand er als Adjutant der 8. Kavallerie-Brigade in Erfurt. Am 14. Oktober 1869 wurde er wieder in seine Stammregiment versetzt und dort am 9. Dezember 1869 zum Premierleutnant befördert.

„Todesritt der Brigade Bredow“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1870 zog Nathusius mit dem Regiment in den Krieg gegen Frankreich.[4] Der Verband nahm an der Attacke von Vionville teil. Das Regiment, Teil der 12. Kavallerie-Brigade unter Generalmajor Adalbert von Bredow, griff am 16. August 1870 bei einer später als „Todesritt der Brigade Bredow“ bekanntgewordenen Attacke das zahlenmäßig weit überlegenen VI. Korps der französischen Rheinarmee unter dem glücklosen Marschall François Certain de Canrobert an und konnte die feindlichen Artillerie- und Kavallerieeinheiten ausschalten.[3][5] Für seine Leistungen wurde Nathusius mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.

Am 19. Dezember 1874 erfolgte die Beförderung zum Rittmeister und Ernennung zum Chef der 5. Eskadron. Zum 16. November 1882 wurde sein Abschiedsgesuch bewilligt und die Erlaubnis zum Tragen der Uniform seines Regiments erteilt. Während seiner Militärdienstzeit erhielt Nathusius den Roten Adlerorden IV. Klasse[3].

Tierzüchter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Verabschiedung aus der Preußischen Armee bereiste Nathusius zunächst England, um sich dort auf eine Gestütsleiterkarriere vorzubereiten. Dann trat er den Posten des Direktors[6] des Landgestüts[7] in Zirke an der Warthe (heute: Sieraków) in der Provinz Posen an.

Ab 1896 war er Landstallmeister und Gestütsdirektor des Hessisch-Nassauischen-Landgestüts in Dillenburg in der damaligen preußischen Provinz Hessen-Nassau.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während seiner Tätigkeit als Divisionsadjutant in Erfurt hatte Nathusius Marianne Buhlers kennengelernt und am 28. Oktober 1869 geheiratet. Sie war die Tochter eines Kaufmanns und Rittergutsbesitzers bei Querfurt und Weißendiez. Das Paar hatte sieben Kinder, darunter die drei Söhne Walter, Franz Xaver und Hans Joachim[1], die später das Textilunternehmen Johann Anton Lucius übernehmen sollten. Zudem agierte der jüngste Sohn Hans Joachim von Nathusius 1939 als Gutsbesitzer auf Schlatkow in Neu-Vorpommern.[8]

Hans von Nathusius starb 1903 erst 62-jährig in Dillenburg. Seine Witwe zog in Folge in ihre Heimat nach Erfurt.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 18. März 1907 wurde seine umfangreiche Münzensammlung versteigert[9]. Sie bestand unter anderem aus Serien geistlicher und weltlicher Fürsten, der Stadt Nürnberg sowie neuerer Taler und Reichsmünzen[10].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lilly von Nathusius: Johann Gottlob Nathusius (1760–1835) und seine Nachkommen sowie sein Neffe Moritz Nathusius mit seinen Nachkommen. Detmold 1964, S. 57.
  • Wolfgang Ollrog (Bearb.): Johann Christoph Gatterer, der Begründer der wissenschaftlichen Genealogie. In: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete mit Praktischer Forschungshilfe. 47. Jahrgang, Heft 81/82, Februar 1981, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1981, Nr. 3.4.1.3, S. 53.

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b gem. Genealogisches Handbuch des Adels. Band 57 der Gesamtreihe GHdA, Adelige Häuser B (Briefadel), Band XI, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1974, S. 309.
  2. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1907. In: "Der Gotha" - Hofkalender. Erster Jahrgang Auflage. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. N, Nathusius. Justus Perthes, Gotha 20. November 1906, S. 558–560 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  3. a b c d Victor Köhler: Das Kürassier-Regiment von Seydlitz (Magdeburgisches) Nr. 7. Seine Geschichte. Nach amtlichen Unterlagen und Berichten von Kriegsteilnehmern bearbeitet und zusammengestellt. Verein der Offiziere des ehemaligen Königlich Preußischen Kürassier-Regiments von Sedlitz (Magdeburgischen) Nr. 7 (Hrsg.), Selbstverlag, Buchdruckerei Hahn, Hannover, S. 52, 528, 629
  4. Die Offiziers-Stellenbesetzung am 18. Juli 1870 weist ihn als Premierleutnant der 5. Eskadron aus.
  5. In der Stellenbesetzungsliste vom 1. Januar 1871 wird der Premierleutnant von Nathusius als Offizier der 4. Eskadron ausgewiesen.
  6. gem. Bernhard Endrulat: Zeitschrift der Historischen Gesellschraft für den Netze Distrikt zu Bromberg. Landesgeschichtliche Forschungsstelle für die Provinz Sachsen und für Anhalt, 1885, S. 169
  7. In Zirke befand sich ein staatliches Gestüt, das königlich preussische Posen'sche Landgestüt, das über 80 Hengste verfügte, die von 40 polnischen Wärtern betreut wurden, gem. Zeitschrift für Ostforschung, Band 34, J.- G.- Herder-Institut (Hrsg.), 1985, S. 222. Bis 1885 waren hier Kaltbluthengste (Percheron) gehalten worden. Nach der Abtretung von grossen Teilen der Provinz Posen an Polen nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, musste das Gestüt aufgegeben und die Pferde gerettet werden. Es gelang einen Großteil der Pferde per Marsch und Eisenbahn über die neue Grenze zu bringen. Am 14. Januar 1919 trafen 132 Zirker Hengste in Begleitung von 42 Wärtern im Friedrich-Wilhelm-Gestüt in Neustadt ein. Graf Lehndorff, der damalige Gestütsdirektor in Zirke wurde auf der Flucht von polnischen Einheiten gefangen genommen, gem. Friedrich Freiherr von Senden, Geschichte der Freiherrn von Senden und Freiherrn Schuler von Senden, ISBN 978-3-86805-376-0, Pro Business, Berlin 2009, S. 227
  8. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Reprint Klaus. - D. Becker Potsdam. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 70 (google.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  9. gem. Katalog der bedeutenden Sammlung von Talern etc. des kgl. Landstallmeisters Herrn von Nathusius, ..., 1907, in; HEIDI - Katalog für die Bibliotheken der Universität Heidelberg, SignaturUB: B 1095-17-5 D::1907
  10. gem. unbekannt, S. 159