Burg Falkenstein (Harz)

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Burg Falkenstein
Burg Falkenstein im Luftbild

Burg Falkenstein im Luftbild

Staat Deutschland
Ort Falkenstein/Harz
Entstehungszeit 1120–1180
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Geographische Lage 51° 41′ N, 11° 16′ OKoordinaten: 51° 40′ 54″ N, 11° 15′ 54″ O
Höhenlage 320 m ü. NHN
Burg Falkenstein (Sachsen-Anhalt)
Burg Falkenstein (Sachsen-Anhalt)
Blick von Nordwesten aus dem Tal der Selke zur Burg Falkenstein

Die Burg Falkenstein ist eine hochmittelalterliche Höhenburg im Harz. Sie gehört zum Ortsteil Pansfelde der Stadt Falkenstein/Harz, Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Die Grundanlage wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet. In den nachfolgenden Jahrhunderten kam es immer wieder zu baulichen Veränderungen. Seit 1946 gibt es das Museum Burg Falkenstein. Mit Errichtung der Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt (heute Kulturstiftung Sachsen-Anhalt) im Jahr 1996 ging der Falkenstein in das Vermögen der Stiftung ein. 1998 übernahm die Stiftung den Betrieb des Museums.[1]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Burg Falkenstein steht im Unterharz im Naturpark Harz. Sie befindet sich zwischen Mägdesprung (nördlicher Ortsteil von Harzgerode) und Meisdorf (südwestlicher Ortsteil von Falkenstein/Harz) auf einem Felsrücken (ca. 320 m ü. NHN)[2] südlich und oberhalb der im Tal der Selke stehenden Thalmühle. In bewaldeter Landschaft ist sie umgeben vom Naturschutzgebiet Selketal etwa 1,3 km westnordwestlich des zwischen den Ortschaften Meisdorf und Pansfelde an der Landesstraße 230 gelegenen Falkensteiner Weilers Gartenhaus.

Etwa 1,8 km westsüdwestlich befindet sich der Burgstall der Burg Alter Falkenstein.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anlage wurde zwischen 1120 und 1180 erbaut und seitdem vielfach verändert, hat jedoch den Charakter einer mittelalterlichen Burganlage bewahrt. Aufgrund der günstigen Lage konnte sie niemals erobert werden.

Ihre Entstehung verdankt Burg Falkenstein der Sage nach einem Mordfall: Im Streit hatte Egeno II. von Konradsburg um die Zeit 1080 den Grafen Adalbert II. von Ballenstedt erschlagen, woraufhin der Stammsitz des Mörders in ein Kloster umgewandelt werden sollte. Der Sohn Egenos, Burchard von Konradsburg, ließ daraufhin die neue Burg Falkenstein errichten. Auf der Konradsburg wurde nach 1120 ein Benediktinerkloster gegründet. Die Konradsburger nannten sich nun Grafen von Falkenstein.

Zur Zeit der Regierung von Fürst Heinrich von Anhalt verfasste der anhaltische Ministeriale Eike von Repgow aus Reppichau hier nach 1220 den Sachsenspiegel, das erste deutsche Rechtsbuch. Das Buch ist dem Auftraggeber Hoyer von Falkenstein zugeeignet. 1437 gelangte die Burg als Lehen des Bistums Halberstadt an die Gebrüder Busso und Bernd IV aus dem Geschlecht der Asseburg, in dessen Besitz die Burg und Schloss Meisdorf bis zur Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg blieb. Bekanntester Vertreter wurde Ludwig Graf von der Asseburg.

Die Herren von der Asseburg entwickelten im 15. und 16. Jahrhundert eine rege Bautätigkeit. Als einer der bedeutendsten Falkensteiner Bauherren gilt Graf Bernd VI. von der Asseburg-Falkenstein (ca. 1451–1518/1524?), der seinerzeit den Südflügel der Burg vollkommen neu errichten ließ. Ein noch heute erhaltener Wappenstein verweist auf ihn: 'Bernt van der Asseborch 1491'. Bernd VI. gilt als düstere Persönlichkeit, ihm werden unter anderem Bruch des Landfriedens und Meuchelmord nachgesagt. Mit ihm verknüpft sich die Harzer Sage vom Tidian, in der Bernd aus Goldgier einen armen Schäfer blenden lässt.

Weitere Baumaßnahmen erfolgten unter Augustus von der Asseburg im Jahr 1592, etwa hundert Jahre nach Bernds Zeit. In diesem Jahr wurde im darunter liegenden Selketal befindliche Thalmühle errichtet. Im Dreißigjährigen Krieg lag von Oktober 1642 bis Februar 1643 eine schwedische Besatzung in der Burg.

Indem sie 1943 Teile des Familienschatzes auf der Tormannswiese vergruben und im Frühjahr 1945 in der Spinndiele auf Burg Falkenstein weitere Teile in einer fensterlosen Zwischenetage versteckten, sicherten die beiden Brüder und Grafen Lothar[3] von Asseburg-Falkenstein-Rothkirch (1914–1984) und Karl-Christoph von Rothkirch (1920–2006), Söhne der Oda von der Asseburg und des Leonhard[4] Graf von Rothkirch, Freiherr von Trach (1882–1945), wichtige Bestandteile des Familienschatzes, darunter auch den Asseburger Becher.[5] Der vergrabene Schatz wurde 1990 gefunden und die Zwischenetage 1992 geöffnet. Alleine in dem Versteck auf Burg Falkenstein konnten rund 3000 Stücke gesichert werden.[6] Nach einem langen Rechtsstreit wurde ein Großteil der Stücke der Familie zuerkannt und anschließend veräußert.[7] Ein kleinerer Teil verblieb als Dauerleihgabe auf der Burg.[8]

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute zählt die Burg mit dem Museum zu den beliebtesten Ausflugszielen im Harz. Sie ist Bestandteil der Straße der Romanik. Hier befinden sich unter anderem auch eine Falknerei und eine Gastronomie, die auch traditionelle Ritteressen anbietet. Seit 2006 findet alljährlich auf der Burg im Sommer ein „Minneturnier“ in Tradition eines mittelalterlichen Sängerwettstreits statt, bei dem bekannte Sänger aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien zu hören sind. Anfang Oktober findet jährlich das „Burgfest“ statt.

Ein ausgeschilderter Wanderweg, auf dem auch eine Wegebahn verkehrt, führt von einem zwei Kilometer entfernten Parkplatz zur Burg.

Die Burg Falkenstein ist als Nr. 200[9] in das System der Stempelstellen der Harzer Wandernadel einbezogen.

Anlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Burganlage ist etwa 310 × 90 m groß. Ihre Kernburg, der Tor- und Zwingeranlagen sowie drei Vorburgen vorgelagert sind, ist etwa 40 × 40 m groß. Die Zisterne ist 20 m tief. Im Zentrum der Kernburg steht der 31 m hohe Bergfried, der 8,5 m Durchmesser bei 2 m Mauerstärke hat und als Aussichtsturm mit Rundblick über das Selketal zugänglich ist.[10] Den Bergfried zeichnet ein tropfenförmiger Grundriss aus. Seine zugespitzte Seite ist ein massiver, keilförmig ausgebildeter Anbau und nach Osten gewandt, der Richtung, aus der feindliche Angriffe zu erwarten waren. Sie sollte Wurfgeschosse ablenken und die Schadenswirkung einschlagender Ladungen mildern.[11]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Burg war Filmkulisse in ca. 30 Film- und Fernsehproduktionen, unter anderem in der siebenteiligen Kinderserie des DDR-Fernsehens Spuk unterm Riesenrad von 1979, für den DEFA-Märchenfilm Schneeweißchen und Rosenrot von 1979, für den Märchenfilm Die Gänsehirtin am Brunnen von 1979 und den DDR-Fernsehfilm Polizeiruf 110: Die Entdeckung von 1980, der wiederum auf den Sachsenspiegel anspielt. 2011 wurde das Märchen Jorinde und Joringel verfilmt. 2016 diente die Burg erneut als Kulisse für die Dreharbeiten zu der Märchenverfilmung von Prinz Himmelblau und Fee Lupine von Christoph Martin Wieland. Der Roman des Schriftstellers C. U. Wiesner „Lebwohl Rapunzel“ nutzt für das Kapitel „Wie ich zu meiner Burgenmeise kam“ die Burg Falkenstein, hier im Pseudonym „Eulenstein“.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Burg Falkenstein. Hrsg. Boje E. Hans Schmuhl, in Verbindung m. Konrad Breitenborn. in: Schriftenreihe der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Band 4, Verlag Janos Stekovics, Dößel 2006, ISBN 978-3-89923-131-1.
  • Sven Frotscher: Burg Falkenstein und Schloss Meisdorf. Edition Leipzig, Leipzig 1995. ISBN 3-361-00434-9.
  • Christian Gildhoff: Konradsburg, Falkenstein und die Kaltenborner Fälschungen. Anmerkungen zu den Anfängen der Burg Falkenstein. in: Harz-Zeitschrift für den Harz-Verein für Geschichte und Altertumskunde, Hrsg. Christof Römer, Bernd Feicke, 60. Jahrgang 2008 (141. Jahrgang der Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde), Lukas Verlag, Berlin und Wernigerode 2008, S. 41–91. ISBN 978-3-86732-042-9.
  • Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 11: Provinz Sachsen-Anhalt. Hrsg. Berent Schwineköper, 2. Auflage, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1987, S. 117–118. ISBN 3-520-31402-9.
  • Ilse und Winfried Korf: Burg Falkenstein. Geschichte, Baugeschichte, Museum, Burg Falkenstein 1985.
  • Winfried Korf: Burg Falkenstein. in: Kunstführer Nr. 21, Verlag Janos Stekovics, Wettin 1997, ISBN 3-929330-79-2.
  • Heiner Lück: Über den Sachsenspiegel. Entstehung, Inhalt und Wirkung des Rechtsbuches. in: Veröffentlichungen der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Hrsg. Boje E. Hans Schmuhl i. Verbindung m. Konrad Breitenborn, Heft 1, 3. Auflage, Verlag Janos Stekovics, Wettin-Löbejün, OT Dößel, 2013, ISBN 978-3-89923-093-2.
  • Joachim Schymalla: Burg Falkenstein. in: Steko-Kunstführer, Nr. 21, 3. Auflage, Verlag Janos Stekovics, Wettin-Löbejün, OT Dößel, 2016, ISBN 978-3-89923-284-4.
  • Joachim Schymalla: Von Geistern, Schätzen und verborgenen Räumen. Eine nicht ganz gewöhnliche Sicht auf die Burg Falkenstein im Harz. in: Burgen und Sagen im Harz, Hrsg. Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. in Verbindung mit der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2020, S. 128–174. ISBN 978-3-96311-363-5.
  • Friedrich Stolberg: Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit. Ein Handbuch, Lax Verlag, Hildesheim 1983, ISBN 3-7848-1002-0.
  • Max Trippenbach: Asseburger Familiengeschichte. Nachrichten über das Geschlecht Wolfenbüttel-Asseburg und seine Besitzungen. Verfaßt im Auftrage von Friedrich Grafen von der Asseburg-Falkenstein von Max Trippenbach, Hahn´sche Buchhandlung, Hannover 1915. Digitalisat

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Burg Falkenstein (Harz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wir gehen jetzt mal stiften. Gedanken und Erinnerungen zur Geschichte der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt und Ihrer Liegenschaften. Hrsg. Konrad Breitenborn, Ralf Lindemann, Claus Rokahr, Verlag Janos Stekovics, Wettin-Löbejün 2015, S. 129. ISBN 978-3-89923-335-3.
  2. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  3. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen Thiedicke von Flotow-Stuer, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser 1955. A (Uradel). In: Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band II, Band 10 der Gesamtreihe. C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1955, DNB 451802659, S. 23 f. ISSN 0435-2408
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1942. A (Uradel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. in: GGT "Der Gotha", Band Rothkirch und Trach, Linie B, 115. Auflage, Verlag Justus Perthes, Gotha 1941, S. 445–446.
  5. Leihgabe in New York, Metropolitan Museum of Art L.2004.31.1; Lierke, Hedwigsbecher S. 96 Abb. 30 Taf. 1, 2; Timothy B. Husband: The Asseburg-Hedwig Glass Re-emerges. in: The four modes of seeing. Approaches to medieval imagery in honor of Madeline Harrison Caviness. Aldershot 2009, S. 44–62; Abbildung.
  6. Petra Korn: Dreharbeiten: Spannung um Magdeburger. MZ Online, 1. Oktober 2013, abgerufen am 12. September 2022.
  7. Lars Geipel: Schatz der Burg Falkenstein: Wein und Geschirr unter dem Hammer. MZ Online, 29. Oktober 2002, abgerufen am 12. September 2022.
  8. Das Geheimnis der Burg Falkenstein. Ein Burgherr auf geheimnisvoller Mission. Werkblende.de, abgerufen am 12. September 2022.
  9. Harzer Wandernadel: Stempelstelle 200 / Burg Falkenstein, auf harzer-wandernadel.de
  10. Burg Falkenstein mit Karte Grundriss der Kernburg Falkenstein, auf ausflugsziele-harz.de
  11. Friedrich Stolberg: Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit: Ein Handbuch. Verlag Lax, Hildesheim 1983, S. 211. ISBN 3-7848-1002-X.