Anton Heinrich Gloxin

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Anton Heinrich Gloxin, auch Anton Henrich Gloxin, Anthon Hinrich Gloxin (* 16. Juni 1645 in Lübeck; † 22. Januar 1690 ebenda) war ein deutscher Jurist und kaiserlicher Rat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anton Heinrich Gloxin war das jüngste von neun Kindern des Lübecker Syndikus und Bürgermeisters David Gloxin und seiner Frau Anna, der Schwester des Bürgermeisters Heinrich Schabbel. Von seinen drei Brüdern und fünf Schwestern heiratete Margarethe Elisabeth (1629–1671) 1647 Valentin Heider, der mehrere protestantische Reichsstädte bei den Friedensverhandlungen in Osnabrück und Nürnberg vertrat.[1] Anna (1635–1709) heiratete den Syndikus des Ratzeburger Domkapitels Johannes Francke und wurde die Mutter von August Hermann Francke (1663–1727). Zwei weitere Brüder Friedrich und David wurden schon als Kinder 1643 in Rostock immatrikuliert.[2] Friedrich starb 1654 als Student in Jena, als er einen Streit zwischen Kommilitonen schlichten wollte.[3] David starb ebenfalls als Student in Jena, wohl nach längerer Krankheit.[4]

Anton Heinrich wurde von Adam Tribbechov als Hauslehrer unterrichtet und besuchte dann das Katharineum zu Lübeck. Er studierte ab Herbst 1661 Rechtswissenschaften an den Universitäten Rostock[5] und Altdorf. In Altdorf wurde er zu Peter und Paul (29. Juni) 1670 zum Dr. jur. promoviert.[6] Wohl direkt im Anschluss war er Gesandter Lübecks beim Reichstag in Regensburg. Am 16. September 1670 verlieh ihm Kaiser Leopold I. den Titel Kaiserlicher Rat und erhob ihn zum Hofpfalzgraf ad personam.[7]

Als sein Vater im Jahr darauf starb, kehrte er nach Lübeck zurück und übernahm als Patronus die Verwaltung der Familienstiftungen, vor allem des im Dezember 1637 von seinem Onkel Hieronymus Schabbel gestifteten großzügigen Schabbel-Stipendiums. Damit unterstützte er unter anderem ab 1679 seinen Neffen August Hermann Francke und nahm auf dessen Bildung Einfluss.[8] Johann Henrich von Seelen gab 1738 zur Einhundertjahrfeier des Stipendiums einige der Briefe der Stipendiaten an Gloxin heraus. Die im Archiv der Hansestadt Lübeck erhaltenen Briefe und Studienberichte von August Hermann Francke an Anton Heinrich Gloxin sind digitalisiert.[9]

Gloxin war in seinem relativ kurzen Leben drei Mal verheiratet. In erster Ehe heiratete er am 8. Mai 1672 Anna Catharina, geb. Derenthal, eine Tochter des Mindener Vizekanzlers Daniel Ernst Derenthal.[10] Dieser Ehe entstammte ein Sohn, David (* 1674; † 1698 als cand. iur. in Güstrow).[11] In zweiter Ehe heiratete er am 10. Mai 1677 Marie Juliana, geb. Becker (* 1654 in Hannover; † 11. Oktober 1680 ebenda), eine Tochter des Hannoverschen Advocaten Hinrich Becker. Dieser Ehe entstammte eine Tochter, Anna Maria, die den Oldenburg-Delmenhorster Landvogt Moritz Eberhard von Spilcker heiratete. In dritter Ehe war er mit Anna Margarethe, geb. Stein verheiratet, einer Tochter des Frankfurter Ratsherrn Conrad Stein († 1670). Das Paar hatte einen Sohn Johann Hinrich[12] und eine Tochter Anna Eleonore, die Hermann Krohn heiratete, den Bruder des Lübecker Bürgermeisters Johann Adolph Krohn. Über das Erbe ihrer Tochter Catharina Margaretha, Ehefrau des Lübecker Ratsherrn Daniel Haecks, kam es zu einem langwierigen Zivilprozess Spilcker gegen Krohn bis vor das Reichskammergericht, der zu einem Präzedenzfall wurde.[13]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Materiam Appellationum Ab Interlocutoriis inprimis iis, Quae Vim Definitivarum Habent Breviter Delineatam. Altdorf: Winterberg 1670

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Werner Dobras: Heider, Valentin im Internet-Portal Westfälischer Frieden
  2. Matrikeleintrag von Friedrich.
  3. Titel der Grabrede auf Friedrich Gloxin
  4. Leichenpredigt für David Gloxin
  5. Eintrag im Rostocker Matrikelportal
  6. Nach den Titeln der Gratulationschriften im VD 17
  7. Karl Friedrich von Frank: Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich: i.e. für das Heilige Römische Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806, sowie kaiserlich österreichische bis 1823, mit einigen Nachträgen zum "Alt-Österreichischen Adels-Lexikon" 1823–1918. Schloss Senftenegg 1970, S. 98.
  8. Eine vollständige List der Stipendiaten bis 1737 findet sich bei von Seelen (Lit.), S. 99
  9. Epistolar Franckes, Franckesche Stiftungen, abgerufen am 22. August 2023
  10. Nuptiis auspicatissimis . Mindae: Piler 1672.
  11. Eintrag von David Gloxin 1694 im Rostocker Matrikelportal
  12. Eintrag von Johann Hinrich Gloxin 1702 im Rostocker Matrikelportal; er wirkte später als Niedergerichts-Procurator in Lübeck, trat zur katholischen Religion über und starb im Elende (Georg Wilhelm Dittmer: Genealogische und biographische Nachrichten über Lückeckische Familien aus älterer Zeit. Lübeck 1859, S. 36)
  13. Peter Oestmann: Ein Zivilprozess am Reichskammergericht: Edition einer Gerichtsakte aus dem 18. Jahrhundert. Köln; Weimar; Wien: Böhlau 2009 (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich 55) ISBN 978-3-412-20246-0.