Ache

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Oberer Lech, eine prototypische Ache im Trogtal (Alpen)
Kronach, Oberfranken, Mittelgebirgsfluss

Ache (anhören/?), Achen ist ein Flussname (Hydronym), der im Alpenraum, aber auch in Südwestdeutschland häufig auftaucht. Die Namensendung -ach kommt überwiegend im alemannischen und bairisch-österreichischen Sprachraum vor. Zusammen mit Abwandlungen wie -a, -aa, -ohe ist das Wort allgemeines deutschsprachiges Namensgut. Unter einer „Ache“ wird in der Regel ein nicht schiffbares größeres Fließgewässer verstanden.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ache stammt ab von althochdeutsch aha ‚Fließgewässer‘, urgermanisch *ahwō, wie auch niederländisch Aa, saterfriesisch äi, nordfriesisch ia und schwedisch/dänisch/norwegisch å. Das Wort ist urverwandt mit lateinisch aqua.

Wurzelverwandt ist das Wort Aue ahd. ouwa ‚Insel‘, mittelhochdeutsch ouwe für ‚wasserumflossenes Land, Flussinsel, feuchter Grund, Feuchtwiese, Flussaue, Auwaldland‘, and. â und an. ey, von *awjō, mit einem -j-haltigen Suffix.

Dornbirn-Gütle an der Dornbirner Ach (um 1900), mittig das Wehr der Textilfabrik

In seinem Verbreitungsgebiet wird Fluss, Ache und Bach ziemlich klar unterschieden:

Ein wenig typisches Beispiel ist die Salzach, die unstrittig als „Fluss“ zu bezeichnen ist. Sie hieß allerdings bis nach 1800 allgemein „Salza“ und war zwischen Hallein und der Mündung in den Inn in fürsterzbischöflicher Zeit ein wichtiges schiffbares Gewässer, das nicht nur mit Flößen befahren werden konnte. In der darauf folgenden Zeit der k.k. Monarchie war die Schifffahrt auf der Salza – nun Salz-ach genannt – dann aber nur mehr von geringer Bedeutung. Auch ihre Nebenflüsse sind streng nach Ache und Bach getrennt. Eine Ache treibt typischerweise viele Wassermühlen an, die häufig im Abstand weniger hundert Meter aufeinander folgen oder im Gebirge in noch geringeren Abständen.

Eine weitere spezifische Eigenschaft als Mittelgebirgsbach zeigt sich am Achensee und seinem Abfluss, dem Achen Bach: Das Wort bezieht sich hier insbesondere auf das klare und sehr saubere Wasser.

Insgesamt zeigt sich die Ache hierbei als „urbare Bachlandschaft“, die der Besiedlung, Kultivierung und Nutzbarmachung zugänglich ist.

Abgrenzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während die Namen auf -bach der hochmittelalterlichen Landnahme zuzuordnen sind, sind die -ach-Namen auf eine deutlich frühere Sprachschicht zurückzuführen (Verkehrswege der Völkerwanderungszeit, germanische Besiedlungsphasen). Allgemein gilt als Abgrenzung zwischen den -ach und den -bach-Namen etwa das Ende des 12. Jahrhunderts.[1]

Nicht alle -ach-Namen gehen auf althochdeutsch aha ‚Fließgewässer‘ zurück.

  • Viele Ortsnamen im Süden des deutschen Sprachgebiets, die auf -ach enden, weisen das galloromanische Suffix -akos, -acum auf, das eine Zugehörigkeit, ein Besitztum zum Ausdruck bringt. So bedeutet Bülach ‚Landgut des Pullius‘, Erlach ‚Landgut des Cyrillius‘ oder Zurzach ‚Landgut des Orcius (oder Turcius)‘.[2]
  • Im bairischen und alemannischen Raum können ach-Namen auch auf das althochdeutsche Kollektivsuffix -ahi, mittelhochdeutsch -ach, zurückgehen, das bei Siedlungs- und Hofnamen vor allem in Verbindung mit Pflanzen steht[1] (vergleiche hierzu die jiddische Pluralbildung der Diminutive wie in Schtetl ‚Städtchen‘, Pl. Schtetlech[3]). Solche Namen datieren sicher vor etwa dem 13. Jahrhundert.[1] Als Beispiel steht Birkach (Gemeinde Höhnhart, Oberösterreich) in der Bedeutung ‚Birkenwald‘.[4]
  • Weitere ach-Namen setzen einen slawischen Lokativ fort: Zmöllach, Steiermark (ein Ort in Höhenlage), in einer Urkunde von 1300 Zmolowe, zu slawisch *smolova, *smolnja ‚wacholderreiche Gegend‘ (wie slowenisch smola ‚Harz, Pech‘),[5] auch Sollingen (Gemeinde Aspach, OÖ), ein unechter -ing-Name, mhd. als *salhach ‚Salweidenwald‘ zu salhe ‚Salweide‘.[6]

Namensvarianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ahr, Aar, Acher ist keltischen Ursprungs und allenfalls indogermanisch verwandt mit dem germanischen Wort.

Orts- und Flurnamen: Daneben ist die Silbe auch häufiger Bestandteil von Ortsnamen – für Orte, die an Achen oder mühlentauglichen Fluss- oder Bachabschnitten gelegen sind, aber auch in Flussauen – und zahllosen Flurnamen. Dadurch geht der Name natürlich auch auf zahlreiche Familiennamen über. Das Wortbildungselement ist nicht zu verwechseln mit Au, -au, Aue.

In anderen Sprachen:

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flüsse namens Ache(n)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brandenberger Ache in Tirol

Flüsse mit dem Suffix -ach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferner gibt es eine Anzahl an Flüssen und großen Bächen, deren Name auf -ach endet. Beispiele sind etwa die Salzach (zum Inn), die Wertach (zum Lech), die Loisach (zur Isar), die Saalach (zur Salzach), die Wutach (zum Rhein), die Kainach (zur Mur; jedoch auch andere Etymologie möglich[7]) und die Brigach (Quellfluss der Donau). Von diesem Namenstyp kommen etwa Schwarzach, Weißach und Aurach etliche Male vor.

Hinweis: Die Salzach hieß dabei bis nach dem Jahr 1800 stets „Salza“, die Saalach „Saala“. Erst im 19. Jahrhundert wurden diese Namen zu Salzach und Saalach umgedeutet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dieter Berger: Duden, Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. 2. Auflage. Mannheim 1999, ISBN 3-411-06252-5.
  • Werner König: dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Tafeln und Texte. 10. Auflage. dtv-Atlas Nr. 3025, München 1994, ISBN 3-423-03025-9.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Ute Maurnböck-Mosser: Die Haus- und Hofnamen im Gerichtsbezirk Mauerkirchen. Diplomarbeit. April 2002, Die Bildung der Haus- und Hofnamen und Grundwortverzeichnis (Webdokument [abgerufen am 19. Mai 2010]).
  2. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, s. vv.
  3. Kazuo Ueda: Kleines Lexikon des Judentums. In: The Bulletin of Central Research Institute. Fukuoka University, Februar 2000.
  4. Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Band I. Leipzig 1872, Sp. 281 (Zit. n. Maurnböck-Mosser 2002, Verzeichnis der Haus- und Hofnamen: Höhnhart 2.173. Pieringer).
  5. Otto Schinko: Achner, Benker, Cidelarn. GRIN Verlag, 2011, ISBN 978-3-656-07976-7, S. 159 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Elisabeth Bertol-Raffin, Peter Wiesinger: Die Ortsnamen des Politischen Bezirkes Braunau am Inn (Südliches Innviertel) (= Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich. Band 1). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1989, ISBN 978-3-7001-1671-3, S. 138. Zit. n. Maurnböck-Mosser 2002, Verzeichnis der Haus- und Hofnamen: Aspach 9.199. Solingerhaus.
  7. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche