Mehdi Karroubi

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Mehdi Karroubi in Zandschan (2009)

Mehdi Karroubi (مهدی کروبی Mehdi Karrubi; * 26. September 1937 in Aligudarz in Luristan) ist ein iranischer Politiker, Parlamentspräsident und schiitischer Kleriker mit dem religiösen Titel Hodschatoleslam val Moslemin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karroubi war Präsident des iranischen Parlaments (Madschlis-e Schora-ye Eslamii) von 1989 bis 1996 und von 2000 bis 2004 sowie Kandidat bei den Iranischen Präsidentschaftswahlen 2005. Im ersten Wahlgang erhielt er 17,24 % der Stimmen.

Nach der verlorenen Präsidentschaftswahl gründete Karroubi die Partei Etemad-e Melli („Nationales Vertrauen“). Nach Bahman Nirumand diente diese Parteigründung dazu, „durch heftige Kritik an den Reformern bei den rechten Kräften mehr Vertrauen zu gewinnen“.[1]

Karroubi gilt als gemäßigter Kleriker, der den Führungsstil Mahmud Ahmadineschāds kritisierte, das herrschende System der Islamischen Republik jedoch nicht in Frage stellt. In einem Interview im Februar 2008 sagte er: „Ich bin ein Mitglied des [islamischen] Systems, das Kind des Systems und mein Schicksal ist eng mit dem System verknüpft.“[2] In einer Rede am 9. März 2008 betonte Karroubi: „Die Ursache unserer Probleme ist nicht, ob wir die Aussetzung (der Urananreicherung) akzeptieren oder nicht [...] Brandreden und Standpunkte haben viele Probleme für den Iran verursacht [...] wir können auch ohne provokante Reden auf unseren Rechten bestehen.“[3]

Im Bezug auf die Außenpolitik bemerkte Karroubi in einem Interview mit dem Tagesspiegel: „Der Holocaust hat stattgefunden. Es gab die Mordtaten. Sollen wir Adolf Hitler verteidigen, indem wir den Holocaust leugnen?“[4]

Mehdi Karroubi gehörte als Oppositionskandidat mit Mir Hossein Mussawi zur „Grünen Bewegung“ im Iran.[5] Beide riefen am 14. Februar 2011 zu landesweiten Solidaritätsdemonstrationen mit der tunesischen und ägyptischen Bevölkerung auf.[6] Seit dem 24. Februar 2011 stehen sie zusammen mit ihren Ehefrauen (Fatemeh Karroubi und Zahra Rahnaward) unter Hausarrest.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mehdi Karroubi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Iran Report 04/2008 der Heinrich-Böll-Stiftung (Memento vom 11. Dezember 2011 im Internet Archive) (PDF; 92 kB)
  2. Interview mit Mehdi Karroubi (Memento vom 1. Mai 2008 im Internet Archive) vom 13. Februar 2008 (englisch), auf ft.com
  3. reuters vom 9. März 2008
  4. Karroubi-Interview, Tagesspiegel, 4. April 2009.
  5. Vgl. auch Natalie Amiri: Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran. Aufbau, Berlin 2021, ISBN 978-3-351-03880-9; Taschenbuchausgabe ebenda 2022, ISBN 978-3-7466-4030-3, S. 95, 99–100 und 107.
  6. „Politiker festgenommen“, Amnesty International Deutschland, 28. Februar 2011.
  7. Steinmeiers strategischer Fehler. In: hrw.org. 30. März 2005, abgerufen am 7. Februar 2016 (arabisch).