Ines Pohl

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Ines Pohl (2014)
Taz-Chefin Ines Pohl im tazcafé in Berlin, am 1. September 2013 während des TV-Duells zur Bundestagswahl

Ines Pohl (* 12. April 1967 in Mutlangen) ist eine deutsche Journalistin. Von 2009 bis 2015 war sie Chefredakteurin der taz. Anschließend arbeitete sie als Korrespondentin der Deutschen Welle, dem staatlichen Auslandsrundfunk, bevor sie im März 2017 dessen Chefredaktion übernahm.[1] Seit Juli 2020 hat sie die Leitung des Deutsche Welle Studios in Washington übernommen.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pohls Mutter ist Erzieherin, der Vater Facharbeiter. Pohl nahm in Mutlangen an Treffen der Friedensbewegung in der Pressehütte und an Demonstrationen gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen teil.[3]

Nach ihrem Abitur am Staatlichen Aufbaugymnasium mit Heim (ABG-GD), einer Internatsschule mit musischem Schwerpunkt in Schwäbisch Gmünd, studierte Pohl Germanistik und Skandinavistik an der Georg-August-Universität Göttingen. Nach ihrem Magisterabschluss 1995 war sie als Frauenbeauftragte an der Philosophischen Fakultät tätig. 2004/2005 verbrachte sie ein Jahr an der Harvard University als Stipendiatin der Nieman Foundation for Journalism. Dort lernte sie ihre spätere Lebenspartnerin kennen.[4]

Daneben begann sie in den 1990er Jahren als freie Journalistin zu arbeiten, unter anderem für Radio ffn und verschiedene Regionalzeitungen. Bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen absolvierte sie ihr Volontariat und erreichte innerhalb von zehn Jahren die Position Ressortleiterin Politik. Im Jahr 2008 ging sie als Korrespondentin für die Mediengruppe Ippen nach Berlin. Im Juli 2009 wurde sie Chefredakteurin der taz (Autorenkürzel IPO[5]), ab April 2014 hatte Pohl das Amt gemeinsam mit Andreas Rüttenauer als Doppelspitze inne.[6] Im Juli 2015 wurde ihr Rücktritt als Chefredakteurin bekannt.[7] Sie wechselte am Jahresende ins Studio Washington der Deutschen Welle[8] und wurde zum 1. März 2017 Chefredakteurin des Senders.[9]

Im Juli 2020 übernahm Pohl die Leitung des Studios in Washington.[10]

taz-Chefredakteurin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2012 verteidigte Pohl den Abdruck eines umstrittenen Kommentars zur Nominierung Joachim Gaucks als Bundespräsident mit der Meinungsfreiheit.[11]

Im August 2013 lehnte Pohl die Veröffentlichung eines Artikels mit dem Titel „Befreites Menschenmaterial“ über Pädophilie und grüne Ideologie ab, weil dieser journalistischen Standards nicht genügt habe, und wies Vorwürfe zurück, damit im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 eine politische Entscheidung getroffen zu haben.[12]

Nachdem ein von zwei Mitarbeiterinnen der taz am 20. August 2013 geführtes Interview mit dem Bundeswirtschaftsminister und FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler von der FDP-Pressestelle nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden war, druckte die taz am 9. September 2013 nur die gestellten Fragen ab, in denen Rösler auch gefragt wurde, wie er mit rassistischen Äußerungen umgehe. Den von der Pressestelle der FDP und einem Vertreter der Amadeu-Antonio-Stiftung erhobenen Vorwurf, die taz würde an rassistische Ressentiments rühren, wies Pohl zurück.[13][14]

Öffentliche Ämter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Beiratsmitglied von Jugend gegen AIDS unterstützt Pohl eine von Jugendlichen initiierte und geführte Initiative.[15]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2009 wurde Pohl durch eine Jury des Medium Magazins zur Journalistin des Jahres 2009 in der Kategorie „Newcomer“ gewählt.[16]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ines Pohl – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ines Pohl: Ex-„taz“-Chefin leitet künftig die Deutsche Welle. In: Spiegel Online. 8. Juni 2016, abgerufen am 15. Februar 2017.
  2. Ines Pohl. In: DW.com (Deutsche Welle). 8. Juli 2020, abgerufen am 15. Juli 2020.
  3. Ulrike Simon: Neue taz-Chefin Ines Pohl: Seltsame Sehnsucht. In: fr-online.de. 13. Juli 2009, abgerufen am 15. Februar 2017.
  4. Ines Pohl: Homotaz Freundschaft: Ein Fest der Liebe. In: taz.de. 4. Juli 2013, abgerufen am 15. Februar 2017.
  5. Ticker US-Präsidentschaftswahl 2012 – Obama appelliert an Einigkeit. In: taz.de. 6. November 2012, abgerufen am 27. September 2014.
  6. journalist März 2010, S. 37–41.
  7. taz.intern: Ines Pohl verlässt die taz. In: taz.de. 3. Juli 2015, archiviert vom Original am 29. März 2017; abgerufen am 15. Februar 2017.
  8. Chefredakteurin: Ines Pohl verlässt die „taz“. In: Spiegel Online. Abgerufen am 15. Februar 2017.
  9. Christoph Jumpelt: Ines Pohl wird neue Chefredakteurin. In: DW.com (Deutsche Welle). 8. Juni 2016, abgerufen am 8. Juni 2016.
  10. Ines Pohl. In: DW.com (Deutsche Welle). 9. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020.
  11. Stefan Reinecke: Trittin beschimpft „taz“: Eine Zensur findet nicht statt. In: taz.de. 24. Februar 2012, abgerufen am 15. Februar 2017.
  12. Ines Pohl zur Nicht-Veröffentlichung eines Artikels über Pädophilie und grüne Ideologie. In: taz.de. 22. August 2013, archiviert vom Original am 29. Dezember 2016; abgerufen am 15. Februar 2017.
  13. Michael Hanfeld: Die falschen Fragen. In: FAZ.net. 11. September 2013, abgerufen am 15. Februar 2017.
  14. Ein Interview, das im Wahlkampf schädlich zu sein scheint. In: taz.de. 10. September 2013, archiviert vom Original am 9. Februar 2017; abgerufen am 15. Februar 2017.
  15. JGA konstituiert Beirat. In: jugendgegenaids.de. 26. September 2014, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 31. August 2016.
  16. Die Journalisten des Jahres 2009. In: Medium Magazin online am 21. Dezember 2009, abgerufen am 14. Januar 2010.