Ali Reza Sheikh Attar

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Ali Reza Sheikh Attar (2010)

Ali-Reza Sheikh Attar (persisch علیرضا شیخ عطار Ali-Reza Scheich Attar, DMG ʿAlīreżā Šayḫ ʿAṭṭār; * 9. Juni 1952 in Teheran) ist ein iranischer Diplomat und war von 2008 bis 2014 Botschafter der Islamischen Republik Iran in Deutschland.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Bachelor im Fach Chemie der Scharif-Universität für Technologie in Teheran erlangte Sheikh Attar den Master im Fach Management. Sheikh Attar spricht Persisch (Muttersprache), Englisch und Türkisch sowie Arabisch.[1] Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder.

Berufliche und diplomatische Tätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Angaben der iranischen Botschaft enthält Attars Lebenslauf folgende Stationen:[2]

von bis Tätigkeit als
1976 1977 Ingenieur bei der Firma Polyacryl
1977 1979 Direktor der Firma Polyacryl[3]
1980 1985 Gouverneur der Provinzen Kordestān und West-Aserbaidschan
1985 1989 Stellvertretender Industrieminister
1990 1992 Berater des iranischen Außenministers für die GUS-Staaten
1992 1998 Botschafter in Indien
1998 1999 Generaldirektor im Büro des Außenministers
1999 2005 Berater des Obersten Nationalen Sicherheitsrats und Forschungsdirektor für Asien im Zentrum für Strategische Studien
2003 2005 Geschäftsführer und Chefredakteur der Zeitung Hamshahri
2005 2007 Vize-Außenminister für Wirtschaftsangelegenheiten
2007 2008 Stellvertretender Außenminister und Vizeminister für die Region Mittlerer Osten und GUS-Staaten
2008 2014 Botschafter der Islamischen Republik Iran in Deutschland

Sheikh Attar gilt als enger Gefolgsmann des umstrittenen ehemaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der zeitgleich zu Sheikh Attars Tätigkeit als Gouverneur in der Provinz Kordestān in der Provinz Ardabil als Gouverneur tätig war.

Botschafter in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. Oktober 2008 wurde Sheikh Attar, der nicht Deutsch spricht,[4] nach längerem diplomatischen Tauziehen als Botschafter der Islamischen Republik Iran in Deutschland akkreditiert.[1] Er folgte damit dem ehemaligen Botschafter Mohammad-Mehdi Achundsade Basti, der nur kurz nach dem langjährigen iranischen Botschafter Seyed Shamseddin Khareghani im Amt verweilte. Sheikh Attar stand an der Schnittstelle zwischen zwei Ländern, deren bilateralen Traditionen bis in die Kaiserzeit des Deutschen Reiches zurückreichen und zweimal von 1917 bis 1922, bedingt durch den Ersten Weltkrieg und von 1941 bis 1953, bedingt durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen waren.[5] Sein Nachfolger seit 2014 ist Ali Majedi.

Der Botschafter in Deutschland gilt als Koordinator der westeuropäischen Botschafter der iranischen Regierung. Sheikh Attar ist immer wieder Adressat von so genannten Urgent Actions durch Amnesty International.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vergangenheit von Sheikh Attar als Gouverneur der Provinzen Kordestān und West-Aserbaidschan führt immer wieder zu massiver Kritik, offenem Protest und Ausschließung des Botschafters von Einladungen, so geschehen anlässlich Vorträgen bei der Heinrich-Böll-Stiftung und der Naumann-Stiftung, einer Konferenz in der Königin-Luise-Stiftung in Berlin,[6][7][8] einer Podiumsdiskussion in Osnabrück im Juni 2010 sowie einer von der Stiftung Schloss Neuhardenberg geplanten und aufgrund von Protesten kurzfristig abgesagten Diskussion mit Rüdiger Safranski am 15. Oktober 2011.[9][10][11]

Kurdische Oppositionelle des Nationalen Widerstandsrats des Iran und Menschenrechtsaktivisten werfen vor, sein älterer Bruder Hossein Sheikh Attar sei in den Mordanschlag auf Schapur Bachtiar involviert gewesen.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1982: Kurdistan
  • 1992: Die Wurzeln politischen Verhaltens in Kaukasus und Zentralasien
  • 2002: Religion und Politik in Indien
  • 2003: Die Kurden und die regionalen und überregionalen Mächte
  • zahlreiche Beiträge in persischer und englischer Sprache zu den Themen Management, Zentralasien, Indien, Irak und Kurdistan

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Diplomatisches Magazin: Neue Botschafter: S.E. Ali Reza Sheikh Attar
  2. iranembassy.de (Memento vom 13. Dezember 2012 im Internet Archive) Lebenslauf des Botschafters, abgerufen am 7. Februar 2013
  3. Die Polyacryl Iran Corporation (PIC) in Isfahan wurde 1974 gegründet und ist, nach eigenen Angaben, die einzige Firma im Iran, die Polyesterfasern herstellt.
  4. Fernsehsender Phoenix, 16. Juni 2009: Livestream des Senders Phoenix einer Diskussionsrunde am 16. Juni 2009 mit Journalisten (Memento vom 19. November 2009 im Internet Archive) nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Iran
  5. Liste der Leiter der deutschen Vertretung in Teheran
  6. Jungle World, 4. Juni 2009: Keine Chance für den Sheikh. Der iranische Botschafter in Deutschland zählt zu den Getreuen von Mahmoud Ahmadinejad. Die grüne Böll-Stiftung hatte ihn eingeladen und musste nun einen Rückzieher machen.
  7. Politik-Magazin Panorama des NDR, 15. Oktober 2009: Das Regmine verfolgt seine Kritiker (Memento des Originals vom 19. Oktober 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/daserste.ndr.de mit Auszügen eines Interviews mit Sheikh Attar, in denen sich dieser zur Tätigkeit des iranischen Geheimdienstes in Deutschland äußert
  8. Matthias Küntzel: Die Deutschen und der Iran. Geschichte und Gegenwart einer verhängnisvollen Freundschaft, Wjs-Verlag, Oktober 2009
  9. Absage nach Protesten gegen Iran-Botschafter. In: Märkische Oderzeitung. 12. Oktober 2011 (moz.de).
  10. Absage nach Protesten Iranischer Botschafter kommt nicht nach Neuhardenberg (Memento vom 15. Oktober 2011 im Internet Archive)
  11. Absage nach Protesten gegen Iran-Botschafter
  12. iranhrdc.org (Memento des Originals vom 2. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.iranhrdc.org Assassination of Political Dissidents Abroad, abgerufen am 7. Februar 2013